Weil das Land sich ändern muss – Teilzeit hat ein Imageproblem

Hand auf‘s Herz. Woran denken Sie, wenn Sie an Teilzeit arbeiten denken? An Mutti, die morgens die Kinder versorgt, dann schnell vier Stunden arbeiten geht, um rechtzeitig mit einer warmen Mahlzeit wieder Zuhause auf die lieben Kleinen zu warten? Oder denken Sie an die erfolgreiche Managerin, die vier Tage die Woche Vollzeit für den Job da ist und sich die restliche Zeit liebevoll um die Familie kümmert?

Beide Modelle gibt es. Das eine noch immer. Das andere endlich. Aber immer noch viel zu wenig. Der Normalzustand in Deutschland ist noch immer: Wer Teilzeit arbeitet, steigt nicht auf, sondern eher ab.

Noch immer hält sich hartnäckig der Mythos, dass Teilzeitarbeit nur etwas für gering qualifizierte Frauen ist. Sie meinen, dass stimmt nicht? Warum arbeiten dann nur zwei Prozent der Führungskräfte in Teilzeit? Und hier sprechen wir nicht von einer 50 Prozent-Stelle, sondern von vollzeitnahen 80- bis 90- Prozent-Stellen. Also Stellen, die eine maximale Anwesenheit von 37 Stunden pro Woche verlangen. Die erbrachte Leistung dieser Teilzeit-Führungskräfte entspricht aber in aller Regel der einer Vollzeit-Führungskraft. Der einzige Unterschied liegt im Gehalt: Das ist dann nämlich bis zu 20 Prozent und mehr niedriger. Nicht umsonst hat ein bekannter Personalberater vor kurzem Frauen davon abgeraten, nach der Geburt eines Kinder, eine Vollzeitstelle in eine „reduzierte Vollzeit“- Stelle umzuwandeln. Denn „reduzierte Vollzeit“, der neue Deckname für eine 70- bis 80-Prozent-Teilzeitstelle, ist nichts anderes als Vollzeit, nur schlechter bezahlt.

Aber es muss auch nicht immer gleich eine Führungsaufgabe sein. Vielen würde schon eine interessante und anspruchsvolle Aufgabe vollkommen reichen. Hinzu kommt: Die wenigsten möchten nur 20 Stunden pro Woche arbeiten. Ganz im Gegenteil. Die meisten Frauen in Teilzeit würden gerne mehr und die meisten Männer in Vollzeit würden gerne weniger arbeiten. Egal auf welcher Hierarchieebene. Aber leider hält sich hier der Anwesenheitsmythos hartnäckig. Fragt man sich doch, warum sich Apple so ins Zeug gelegt und das erste Smartphone entwickelt hat. Mit diesem Wunder der modernen Technik könnte man doch bestens den Anwesenheitsmythos erst mal in einen Erreichbarkeitsmythos umwandeln, um sich dann irgendwann einmal auch davon zu verabschieden. Denn eine ständige Erreichbarkeit ist auch nicht zuträglich, aber dazu an anderer Stelle mehr.
Studien über die Effizienz und Motivation von Teilzeit gibt es zur Genüge und das Ergebnis ist immer das gleiche: Wer „nur“ bis 15:00 Uhr arbeitet, lungert nicht in der Teeküche rum und quatscht auch nicht stundenlang auf dem Flur. Und: Wer Teilzeit arbeitet ist motiviert!

Mit Teilzeitkräften lässt sich also Geld sparen. Der Personaler oder die Personalerin wird jetzt aufschreien. Teilzeitmodelle kosten Geld! Allein schon all diese unterschiedlichen Modelle zu verwalten ist ein Wahnsinn. Mal ganz abgesehen von den Sozialabgaben, die dann für noch mehr Köpfe bezahlt werden müssen. Aber, wenn besagte Studien Recht haben und Teilzeitmitarbeiter in kürzerer Zeit genau so viel leisten wie Vollzeitkräfte, dann rechnet sich das! Gleiche Leistung – weniger Gehalt. Was die zusätzlichen Kosten bei den Personalern angeht: So hoch werden die schon nicht sein. Und wenn, dann kann man nur empfehlen, einen motivierten Teilzeitpersonaler einzustellen, der macht die Arbeit dann in der Hälfte der Zeit!